Trotz der noch immer andauernden Reparatur der Hochwasser-Schäden in meiner Werkstatt konnte meine Bastellaune nicht unterdrückt werden. Wenn man draußen Zeit mit Freunden verbringt und die Stimmung gut sein soll, darf eins nicht fehlen: Eine Musikbox. Über einen Zeitraum von 4 Monaten habe ich eine Box entworfen, die sowohl einer entspannten Runde auf der Terasse, als auch einer kleinen Party mit Freunden locker Stand halten kann. Wie man die Lautsprecher Box auch ohne viel Know-How zuhause selberbauen kann zeige ich euch jetzt. (Wichtig: In den ausklappbaren Blöcken gehe ich darauf ein, wieso ich mich für jeweilige Komponenten entschieden hab. Das ist für ein stumpfes Nachbauen egal, klärt aber die Designentscheidungen und hält vom Treten in so manches Fettnäpfchen ab.)
Die Teileliste findet ihr natürlich wie immer am Ende des Beitrags!
Das wichtigste zuerst: Ein paar technische Eigenschaften des Lautsprechers
- 100db Lautstärke dauerhaft, 117db Peak (aus 1m Entfernung gemessen)
- DSP-Verstärker mit extra Amp-Out (mehr dazu später)
- gute 6h Akkulaufzeit
- robustes Holzgehäuse mit Schutzgitter
- Bluetooth- und Chinch-Eingänge
Die Planungsphase
Natürlich wird man mit ganz vielen verschiedenen Ansätzen konfrontiert, wenn man eine Suchmaschine nach „lautsprecher selbstbau“ befragt. Allerdings sind unsere Möglichkeiten schon durch das Einsatzgebiet des Lautsprechers stark limitiert. So muss das Gehäuse zum Beispiel robust sein und der Akku lange halten. Aber verlieren wir das Ziel nicht aus den Augen: Laut sollte der Lautsprecher natürlich auch sein, steckt ja schon im Namen.
Das Chassis
Für das Chassis, also dem eigentlichen Lautsprecher der den Klang erzeugt, setze ich auf den BG20 von Visaton. Dieser Breitbandlautsprecher hat einen weiten Frequenzbereich der für den Einsatzzweck wirklich voll und ganz ausreicht. Zwar lässt er etwas im Bassbereich nach, das werden wir aber später korrigieren.
Zur Auswahl des Chassis:
Der Einsatz eines Breitbänder nimmt uns primär das Verwenden einer Frequenzweiche wie zum Beispiel bei einem Zwei-Wege-System aus Hoch- und Tieftöner ab. Das spart vor allem Kosten und Platz im Gehäuse. Der BG20 wurde schon in zahlreichen ähnlichen Konstrukten benutzt und hat sich über die Jahre für den Einsatzzweck bewährt.
Wichtig für die Auswahl des Chassis ist vermeintlich nicht die Maximalleistung (welche hier übrigens 70W beträgt), sondern der Wirkungsgrad. Dieser gibt an, wie laut das Chassis bei 1W Leistung in 1m Entfernung ist. Der BG20 hat mit 93db einen guten Wirkungsgrad. Generell gilt nämlich, dass 10db mehr „doppelt“ so laut sind, allerdings erfordert die Verdopplung der Lautstärke die Verzehnfachung der Leistung. Bedeutet für uns konkret, dass das doppelt so laute Musikhören die Akkulaufzeit auf ein Zehntel herabsetzt. Kurzum: Der Wirkungsgrad ist sehr wichtig, die Leistung in Watt spielt nur eine nebensächliche Rolle.
Der Verstärker
Wenn wir den Lautsprecher einfach an dem Kopfhörer-Ausgang unseren Handys anschließen würden und das Handy auf volle Lautstärke stellen, dann würde man nur sehr leise Töne wahrnehmen. Grund hierfür ist, dass das Signal zu schwach ist. Wir brauchen einen Verstärker, der genügend Leistung bereitstellt um das Chassis zu betreiben.
Hier setze ich auf das Jab 3+ Board von Wondom, welches 2x50W an 4 Ohm liefert. Der Verstärker ist vom Typ Class-D und hat einen sehr hohen Wirkungsgrad, was wiederum unseren Akkuverbrauch reduziert. Das Board hat Bluetooth integriert sowie einen DSP-Controller. Diesen Controller können wir später am Computer programmieren und den Klang unserer Box nach unseren Wünschen verändern. Da das Board zwei Kanäle hat, können wir später noch einen unverstärkten Lautsprecher anschließen. Zum programmieren verwende ich (ebenfalls von Wondom) den ICP1-Programmer.
Der Akku
Für eine lange Laufzeit nehme ich einen 12V Akku mit 6Ah, also 72Wh von Eremit. Anfangs wollte ich eigentlich einen Blei-Vlies Akku verwenden, allerdings sind die Teile einfach viel zu schwer und es fehlt jegliche Ladeelektronik.
Den richtigen Akku finden
Ich wollte eigentlich schon diverse Bastelprojekte mit einem Akku betreiben, hab aber nie das richtige Produkt für mich gefunden. So wollte ich anfangs einen Akku verwenden, den man aus dem Modellbau kennt und für ferngesteuerte Autos verwendet. Allerdings benötigen diese einen speziellen „Balancer“, der die unterschiedlichen Zellen eines Akkus gleichmäßig lädt, (ohne hier zu viel ins Detail gehen zu wollen,) und einen Kurzschluss- sowie Über- und Entladeschutz.
Es ist sehr schwer die richtigen Fertiglösungen zu finden, um so einen Akku sicher und ohne viel Trickserei laden zu können. Dann bin ich allerdings auf die Firma Eremit gestoßen. Eremit brachte Anfang 2018 ein LiFePo4-Akkupack auf den Markt, dass sich seitdem fortlaufend verbessert hat und von Haus aus mit einem hochwertigen Balancer ausgeliefert wird. Des weiteren konfektioniert die Firma bei Bestellung den Akku mit einem Wunschstecker.
Für dieses Projekt war Eremit so freundlich mir ihr Akkupack kostenlos zur Verfügung zu stellen. Ich bin begeistert von dem unkomplizierten Handling des Akkus und der Geld-zurück-Garantie, sollte das ausgelieferte Akkupack weniger als die beworbene Kapazität haben. Der Akku eröffnet mir ganz neue Perspektiven von Bastelprojekten für unterwegs – ich fühle mich deutlich sicherer im Umgang mit dem Akku und kann auf die Schutzschaltungen vertrauen. Das wird definitiv nicht der letzte Akku von Eremit sein, den ich in den Händen halte. Vielen Dank!
Rein rechnerisch sollte der Lautsprecher also bei etwas moderater Lautstärke locker 6-7h laufen. Hier folgt natürlich noch ein ausgiebiger Test! 😉
Allerdings wird ein passendes Ladegerät benötigt. Dieses hab ich mir quasi selbst gebaut, indem ich von Amazon eine Konstantstrom-Schaltung und einer Diode (z.B. SQ1045) verwende, um den Akku zu laden. Dafür wird auch eine Platine mit Relais benötigt, welche den Lautsprecher bei Netzbetrieb automatisch auflädt. Die Diode sorgt dafür, dass die Ladeschaltung nicht vom Ausgang aus mit Strom versorgt wird und kaputt geht.
Das Netzteil zum Laden und für den Netzbetrieb ist ein klassisches 24V 6A „Chinakracher“-Schaltnetzteil, welches man auch von 3D-Druckern kennt. Wichtig: Schützt euch selbst und andere! An den Ausgang des Netzteils sollte auf jeden Fall eine KFZ-Sicherung angeschlossen werden. (Wird in den Bildern nicht gezeigt, da diese bei der Entwicklung der Box entstanden sind!) Die Sicherung kann mit Flachsteckern befestigt werden, ansonsten gibt es auch Sicherungshalter, die man fertig kaufen kann. Ich empfehle eine Sicherung mit 4-5 Ampere. Vorteil einer KFZ-Sicherung ist, dass man im Notfall überall Ersatz bekommen kann!
Die Bedienelemente und Stecker
Auf der Rückseite des Lautsprechers sitzen zwei 3D-gedruckte Panele mit passenden Aussparungen für Potentiometer, Schalter, Stecker usw. Für die Potentiometer und die passenden Kabel für den Verstärker habe ich einfach noch das passende Kabel-Paket für 10€ dazubestellt. Da sind vor allem auch noch Status-LEDs und eine Antenne für das Bluetooth-Signal dabei. Zusätzlich verwende ich zwei Chinch-Aufnahmen und einen Speakon-Stecker für den Anschluss eines zweiten Lautsprechers.
Das zweite Panel kümmert sich um die Stromversorgung. Dort sitzt eine Kaltgeräte-Buchse, zwei Schalter für Netzteil und Verstärker, sowie ein Voltmeter zum Messen der Akku-Spannung bzw. im Netzbetrieb der Spannung am Verstärker, welches sich mittels Taster einschalten lässt.
An dieser Stelle sei gesagt, dass hier Installationen durchgeführt werden müssen, welche im Betrieb gefährliche Netzspannung führen. Dies erfolgt absolut unter eigenem Risiko und ich hafte keineswegs für jegliche Art von Schäden.
Das Gehäuse
Unser Chassis braucht natürlich auch ein Gehäuse in dem es spielen kann und in dem wir die Technik unterbringen können. Hierzu nutze ich ein Gehäuse mit ca. 36L Innenvolumen, welches als „Bassreflex-Bauweise“ ausgelegt ist. Dabei wird kurzgesagt ein Rohr zur Vorderseite angebracht, welches den Bass verstärkt.
Als Holz verwende ich 18mm OSB – im Nachhinein würden es auch 15mm mit genug Verstrebungen tun. OSB ist relativ billig und ich hatte keine Lust noch mehr Geld für eine ordentliche Sperrholzplatte auszugeben. Dabei ist OSB relativ robust, aber die Struktur stört vielleicht den ein oder anderen. Natürlich ist das ganze mit 18mm relativ schwer geworden aber immerhin schwingt nichts mit ;-).
Von den Maßen her hab ich mich von der „Lautsprecher Berlin Partybox“ inspirieren lassen und einfach mal die Maße grob übernommen und die Seiten nach vorn für ein Frontgitter verlängert. Als Frontgitter eignet sich ein Lochblech mit ca. 2mm Stärke, das sich vor die Öffnung schrauben lässt. Insgesamt hab ich ca. 1,5m² Holz verwendet. Um Vorder- und Rückwand zu halten, verwende ich noch Holzlatten, die im Gehäuse festgeschraubt werden.
Verschraubt hab ich das ganze dann mit 3,5mm Spax-Schrauben, da ich keine Leimzwingen besitze. Wer möchte kann die Spax nach dem Leimen wieder rausdrehen, Löcher auf 6mm aufbohren und mit Holzzapfen zustopfen.
Als Anstrich hab ich Warnex verwendet – der Standard-Lack für professionellere PA-Boxen. Der ein oder andere nennt OSB mit Warnex lackieren vielleicht eine Verschwendung, ist mir aber egal. 🙂
Unten kommen Gummifüßchen drunter, oben ein Tragegriff drauf. Last but not least ein Bassreflex-Rohr für die Öffnung unter dem Chassis.
Kaffeepause!
Zeit für eine gute Nachricht: Ich glaube ich hab jetzt wirklich alles essentielle genannt, was wir für den Zusammenbau brauchen. Als nächstes können wir uns um den Zusammenbau kümmern und endlich loslegen. An dieser Stelle muss ich gestehen, dass das mein erstes „richtiges“ Projekt mit ansatzweise Holzarbeit ist, man möge mir also Anfängerfehler verzeihen. Letztendlich lässt sich aber sagen, dass wirklich jedem der Zusammenbau gelingen kann. Der Bau der Box geht, wenn man denn alle Teile hat, recht schnell und lässt sich problemlos an einem Wochenende durchziehen.
Schritt 1: Holz zuschneiden und Geheäuse zusammenbauen
Die OSB-Platten sind eigentlich Verlegeplatten. Die Platten wurden mir im Baumarkt freundlicherweise millimetergenau zugeschnitten. Lediglich die Holzlatten hab ich zuhause mit einer Stichsäge geschnitten. Somit ist der nervige Zuschnitt abgehakt.
Ein .pdf für den Zuschnitt gibt es am Ende des Beitrages bei der Materialliste.
Fürs Verleimen habe ich wasserfesten Holzleim aufgetragen und mit einem Pinsel gleichmäßig verteilt. Dann hab ich mit Hilfe eines Familienmitgliedes die Teile rechtwinklig zusammengelegt und an den Kanten mit jeweils drei Schrauben verschraubt. Nach diesem Prinzip hab ich dann den ganzen Rahmen gebaut.
Die Holzlatten hab ich ebenfalls einfach verleimt und reingeschraubt. Wichtig: Guckt hierbei, dass eure Außenteile nachher bündig mit den Kanten der Box abschließen, das sieht sonst unschön aus.
Anschließend hab ich mit einem Zirkel die Löcher für Chassis und BR-Rohr angezeichnet und mit einer Stichsäge ausgeschnitten. Selbiges kann auch für die Ausschnitte für die Panele auf der Rückseite geschehen. Apropos Stichsäge: Wer möchte kann jetzt schon das Frontgitter zuschneiden.
Schritt 2: Lack und Anbauteile
Für das Lackieren mit Warnex hab ich zuerst eine leicht mit Wasser verdünnte Schicht mit einer normalen Farbrolle aufgetragen und dann eine dickere Schicht mit Strukturrolle. Wer den professionellen Look haben möchte, nimmt eine grobe Lammfellrolle oder eine Unterbodensprühpistole mit 3-4mm großer Düse. Das Frontgitter hab ich einfach mit billiger Sprühfarbe schwarz gesprayed. Ist der Schritt geschafft, lassen sich Tragegriff und Füße an die Box schrauben. Die Füße habe ich jeweils 6cm von den Kanten weggesetzt.
Schritt 3: Das Chassis und der BR-Port
Das Chassis kann anschließend auf die Öffnung für selbiges gelegt werden und die Bohrlöcher angezeichnet werden. Danach das Chassis entfernen und vorbohren. Dann die Öffnung mit Dichtband abdichten, anschließend kann man das Chassis einsetzen und festschrauben. Das Rohr für den Bassreflex konnte ich ohne Kleber einfach durchstecken – hält. Wichtig ist, dass man der Luft keine Möglichkeit bietet, aus dem Gehäuse zu entweichen. Somit kann der Druck der sich aufbaut nur durch das Bassreflex-Rohr entweichen und den Bass verstärken.
Schritt 4: Befestigen der Elektronik
Dieser Schritt geht eigentlich relativ fix: Netzteil, Relais, Ladeschaltung, Akku und Verstärker müssen im Gehäuse befestigt werden. Hierzu können – Analog zum Chassis – Löcher angezeichnet und vorgebohrt werden. Anschließend können die Komponenten festgeschraubt werden.
Da der Akku an sich keine Möglichkeit zur Befestigung hat, hab ich schnell mit Fusion360 ein 3D-druckbares Gehäuse entworfen und ausgedruckt. Dieses hat Aufnahmen für Schrauben. Alle 3D-Dateien findet ihr in der Materialliste.
Schritt 5: Konfektionieren der Panele
Nun können die Panele mit den Potentiometern, den Lampen und so weiter bestückt werden. Wer mag kann auf der Außenseite noch Labels anbringen und so die Funktionen seiner Box beschriften. Dank des Kabel-Sortiments von Wondom muss hier auch nur wenig gelötet, sondern fast einfach nur gesteckt werden. Noch ein Tipp: Mit einem kleinen Kleks Heißkleber wird ein Abrutschen der Stecker im späteren Betrieb verhindert. Der lässt sich auch später wieder entfernen, falls Verbindungen getauscht werden müssen. Auch das Panel mit der Stromversorgung sollte nicht vergessen werden. Wichtig: Lasst die Finger davon, wenn ihr davon keine Ahnung habt – nutzt lieber ein fertiges Netzteil zum Laden des Akkus.
Schritt 6: Verkabelung
Alle Teile sind im Gehäuse untergebracht, die Rückwand lässt sich ohne Probleme schließen und öffnen – so weit so gut. Jetzt muss nurnoch die Schaltung verkabelt werden. Hier hab ich grundsätzlich folgendes Konzept verfolgt: Stecker für die Ewigkeit. Ich wollte nicht alles fest verlöten, sondern mit Steckverbindern modulierbar halten – man weiß ja nie. Verwendet hab ich viele Flachstecker für die Schalter und den BG20, die Stecker aus dem Kabel-Paket von Wondom, Kabelschuhe für das Netzteil und sogar eine Wago-Klemme für die Leitung zum Verstärker.
Unter allen Umständen sollte dieser Schritt gewissenhaft durchgeführt werden – ansonsten kann es böse Überraschungen geben. Die Diode wird so geschaltet, dass zur Konstantstromversorgung kein Strom fließen kann, wenn der Akku angeschlossen ist und die Schaltung zerstört. Da Bilder mehr als 1000 Worte sagen, ist hier ein Schaltplan der Box.
Wichtig: Legt euch ein Kabel zum Programmieren des DSP nach außen, am besten quetscht ihr das unter dem Panel durch und entfernt es wieder, wenn ihr mit dem Programmieren fertig seid. Der DSP kann im laufenden Betrieb programmiert werden – so werden Änderungen an den Einstellungen sofort hörbar – ein extra öffnen der Box für eine Neuprogrammierung würde diesen Vorteil zunichte machen.
Bevor ihr den Akku anklemmt ist es wichtig, die Konstantstromversorgung auf einen Strom zu begrenzen. Dafür könnt ihr ein Multimeter in Reihe schalten und den Strom der durchfließt messen. Meine Tests haben ergeben, dass ein Ladestrom von 3 Ampere die Konstantstromversorgung und die Diode nur moderat warm werden lassen. Alles andere könnte die Elektronik zu sehr belasten. Theoretisch lässt sich der Akku mit bis zu 6 Ampere dauerhaft aufladen, aber dafür müsste man die Ladeelektronik dementsprechend skalieren.
Schritt 7: Funktionstest
Der Verstärker sollte standardmäßig so programmiert sein, dass sich der Lautsprecher schon jetzt testen lässt. Wenn Bluetooth funktioniert und sich ein Lied abspielen lässt sowie der Akku problemlos lädt (kontrolliert bitte die Wärmeentwicklung der Schaltung!) könnt ihr die Rückseite der Box verschrauben und habt auch diesen Punkt abgehakt. Falls noch nicht geschehen, könnt ihr auch jetzt das Frontgitter befestigen.
Schritt 8: Programmieren des DSP
Erst einmal herzlichen Glückwunsch! Wer bei diesem Schritt angekommen ist, sollte einen robusten Lautsprecher vor sich stehen haben. Allerdings haben die Drehregler noch nicht wirklich eine Funktion und der Klang entspricht vielleicht auch noch nicht den eigenen Wünschen. Der DSP (eigentlich: digitaler Signalprozessor) erledigt die Anpassung des Klangs für uns und lässt sich über die Software „Sigma Studio“ graphisch mit Blöcken programmieren. DSP-Programmierung ist ein großes Fachgebiet und eine Behandlung im Detail würde hier den Rahmen sprengen. Deshalb teile ich mit euch meine fertige DSP-Datei und eine Kurzanleitung zum Programmieren:
- Ist SigmaStudio installiert, so findet sich im Ordner des Programmes ein Unterordner mit dem USBi-Treiber. Dieser muss installiert werden.
- Öffnet man anschließend das DSP-Projekt, so ist im „Hardware“-Tab das Feld mit dem Programmer (welcher dann eingesteckt werden sollte) grün hinterlegt.
- Möchte man das Programm an den DSP senden, muss F7 (Link, Compile, Download) gedrückt werden. Dann ist das Programm temporär hochgeladen.
- Die unterschiedlichen Blöcke im „Schematic“-Tab lassen sich jetzt im laufenden Betrieb anpassen. Soll aber ein Block hinzugefügt oder entfernt werden, ist neues Hochladen von Nöten.
- Ist man mit den Einstellungen zufrieden, so kann das Programm über Rechtsklick auf den ADAU1701 im „Hardware“-Tab mittels „Write latest compilation to EEPROM“ permanent übertragen. Vorher muss die Speichergröße im „Hochladefenster“ aber auf 65536 Bits geändert werden.
Mein DSP-Programm verwendet das von Wondom erstellte Programm als Vorlage – dort wird u.A. schon der Bluetooth- und Line-Eingang geregelt. Ich bin nur hingegangen und habe die Potentiometer für die Trennfrequenzen bei einem eigentliche Zwei-Wege-System mit Funktionen für Bass und Treble ersetzt. Somit bedient der 1. Regler die Lautstärke, der 2. den Bass und der 3. die Höhen. Spielt gerne selbst mit den Frequenzen der Filter und den eigentlichen Filterarten herum – ich freue mich wenn jemand eine verbesserte Version vorschlägt!
Des weiteren nutze ich einen „Dynamic Bass“-Block. Dieser erhöht den Bass dynamisch, ohne das DSP-Board ins Clipping (=Zu hohe Auslastung) zu treiben. Nach all diesen Anpassungen lässt sich aus dem BG20 der physikalisch maximal möglichste Bass herausholen, der auch bei geringen Lautstärken noch deutlich wahrnehmbar ist.
Geschafft!
Nach dem Programmieren des DSP hast du den Lautsprecher perfektioniert und bist akustisch gerüstet. Wer auf übersteuerten Sound, aufgenommen mit einem Handymikrofon steht, der kann sich natürlich auch das obligatorische Video vom fertigen System hier anschauen:
Ich muss sagen, dass mir der Bau des Lautsprechers sehr viel Spaß gemacht hat. Zwar ist dieser mit ca. 250€ Materialkosten nicht ganz billig, kann es aber locker mit Konkurrenz in der Preisklasse aufnehmen – und zeigt mir mal bitte einen tragbaren Lautsprecher mit weiterem Anschluss für eine unverstärkte Box 🙂
Würde ich den Lautsprecher nochmal bauen, so würde ich die Kanten mit einer Oberfräse abrunden und die Bedienpanele von hinten verschrauben. Somit sind alle Regler und Knöpfe „versenkt“ und man stößt beim Tragen der Box nicht mehr an diese dran. Vielleicht mache ich das noch in Zukunft. Wer seine Box noch mobiler haben möchte, kann einen günstigen Einkaufstrolley kaufen, die Tasche entfernen und seine Box mittels Kofferband auf diesem befestigen – dann habt ihr sogar 100db fahrbar auf Rollen.
Generell lässt sich sagen, dass der Lautsprecher vor allem im Innenraum gut klingt, wenn man ihn auf den Boden stellt, dann wird der Bass besser transportiert. Aber auch außen lässt sich einfach mit dem Bass-Regler mehr Wumms einstellen.
Weiterführendes
Das Thema Lautsprecher-Selbstbau macht wirklich Spaß und es gibt auch unzählige weitere Quellen die einem tolle Tipps mit auf den Weg geben. Im nachfolgenden möchte ich euch ein paar vorstellen:
- Leo Lautsprecher – der (leider inaktive) Youtube-Kanal zeigt grundlegendes Know-How und Bauberichte zur Planung von Selbstbau-Lautsprechern, insbesondere mobiler Boxen. Des weiteren stellt er Sigma-Studio vor.
- Jobst Audio’s Tipps für den Lautsprecher-Selbstbau – Jobst Audio entwicklt viele Baupläne für Selbstbau-Lautsprecher und hat eine ganze Seite mit Tipps bezüglich Materialwahl und Zusammenbau der Gehäuse.
- Analog Devices Toolbox Wiki – hier erfährt man zusätzliche Informationen über die verwendbaren Blöcke in Sigma-Studio. Sehr nützlich wenn man an seinem DSP-Programm herumtüfteln möchte.
Materialliste
Hier ist die versprochene Materialliste:
Mit * gekennzeichnete Links sind Affiliate-Links. Solltest du ein Produkt kaufen, erhalte ich eine Provision; der Verkaufspreis bleibt für dich gleich. Mehr dazu findest du beim Datenschutz.
Bitte beachtet, dass ihr viele der Produkte die ich bei Amazon verlinkt habe anderswo deutlich günstiger bekommt. So lohnt es sich zum Beispiel, die benötigten Bauteile wie z.B. Schalter und Taster bei einem bekannten Elektrotechnik-Handel zu kaufen und alles was in Richtung Musik geht bei einem dementsprechenden online-Store.
Mit ** gekennzeichnete Links kennzeichnen Produkte, die ich für dieses Projekt von einer Firma kostenlos gestellt bekomme und somit im weiteren Sinne Werbung sind. Vielen Dank an der Stelle nochmal an Eremit für das Zuschicken des Akkus!
Schlusswort
Wow jetzt hast du es ja fast bis ganz zum Ende geschafft. Hoffentlich hat dir der Beitrag gefallen und ich konnte dich inspirieren. Wenn das der Fall ist, dann freue ich mich darüber, wenn du das Projekt nachbaust! Vor allem freue ich mich über Bilder von euren Projekten an mail[at]nmeurer.de! Ich stecke in jedes meiner Projekte viel Aufwand – wenn du mir helfen möchtest, auch in Zukunft für interessierte Menschen wie dich neue Beiträge hier zu ermöglichen, freue ich mich über eine Spende!
Vielen Dank für’s lesen und viel Spaß beim Nachbau wünscht:
Noah