Egal ob man Zeit vor dem Rechner, an Instrumenten oder dem Smartphone verbringt: Wer auf der Suche nach einem guten Klang ist, kommt um ein Paar gescheite Kopfhörer nicht drumherum. Wer genug Suche betreibt und fleißig Modelle ausprobiert baut mit der Zeit eine kleine Sammlung aus Kopfhörern für unterschiedliche Zwecke auf: Die einen haben mehr Bass, damit die Explosionen im Shooter krasser wirken, die anderen klingen möglichst neutral zum Musik hören. Nun stelle ich ein Paar vor, was sich in meine Sammlung mehr oder weniger selbst eingeladen hat. Sie sind 3D-gedruckt, müssen selbst zusammengebaut werden und lassen sich je nach Klangvorliebe selbst konfigurieren: Die head(amame) Kopfhörer!
Über head(amame)
head(amame) entwickelt nach dem Motto: „Some assembly desired“ günstige Kopfhörerbausätze die klanglich teureren Modellen überlegen sein sollen. Man kann sich entweder ein fertiges Kit mit den Materialien kaufen, oder selbst auf die Suche gehen. Zusätzlich können sich Nutzer die benötigten Plastikteile in Wunschfarben zuhause drucken und zusammenbauen.
Ich habe mich aus Kostengründen dazu entschieden, die Teile für die head(amame) selbst im Internet zu bestellen. Dazu findet man eine Liste an benötigten Teilen auf der Website der Entwickler. Wer keine Lust auf langes Gesuche hat kann auch einfach ein paar Euro mehr ausgeben, alles bequem nach Hause geschickt bekommen und nebenbei auch noch den Entwickler unterstützen.
Vorbereitungen treffen und den Drucker starten
Wie so oft liegt der Teufel im Detail. An den head(amame) lassen sich fast alle Teile nach eigenem Belieben konfigurieren.
Ich selbst habe mich für die „Experience“-Treiber entschieden, welche nicht unbedingt Wert auf einen linearen Klang legen, sondern im Bassbereich ein bisschen verstärken. Neben „Experience“ stehen auch „Classic“ und „Precision“ zur Wahl. Gekauft hab ich diese bei „digikey“, einem Elektronik-Versender aus den USA. Ab 50€ versendet der versandkostenfrei nach Deutschland – also legt doch mit ein paar Freunden zusammen und baut die Kopfhörer an einem schönen Abend gemeinsam. 🙂
Wer sein Build farblich anpassen möchte, kann im „Build Planer“ ein Modell des Kopfhörers nach eigenen Wünschen colorieren und bekommt passende Filamenttöne vorgeschlagen, sehr nützlich! Ich habe für mein Build graue Seitenteile, einen blauen Mittelteil und schwarze Bügel ausgesucht.
Das Kopfband drucke ich nicht aus TPU, sondern fertige es mir aus Leder an. Das hab ich im Makerspace Bonn auf dem Laserschneider gemacht. Allerdings bin ich mir sicher, dass man das genauso gut mit einer Schere ausschneiden kann. Das Leder gibt dem Kopfhörer einen wertigen Look und gefällt mir sehr.
Für den Druck der Teile stellt der Entwickler des head(amame) einen eigenen Slicing-Guide bereit. Dort sind, je nach Slicer, Sondereinstellungen angegeben die befolgt werden müssen! Das ist wichtig, da die head(amame) einen bestimmten Prozentsatz an Infill benutzen um die Reflektionen des Chassis zu beeinflussen.
Klinkenbuchsen und Kabelclips anstatt unnötigem Mini-XLR
Jetzt muss ich leider den einen negativen Aspekt ansprechen, der mich bei den head(amame) genervt hat: Zum Verbinden der Kopfhörer mit dem Kabel sind im Design „Mini-XLR“ Anschlüsse vorgesehen. So sehr ich ein Freund von wertigen Steckverbindern bin, sind diese leider technisch absolut unnötig, treiben den Preis der Kopfhörer in die Höhe (+20€) und machen ihn unflexibel.
Stattdessen baue ich in jede Ohrmuschel einen Stereo-Klinkenbuchsen ein und führe ein zusätzliches Kabel über den Bügel. Dadurch lässt sich das Kabel an der rechten oder linken Seite anschließen und bei Bedarf auswechseln. Das finde ich besonders praktisch, da man sich für Musik hören am Handy einfach nur ein „USB-C auf Klinke“-Kabel schnappen muss und es an die Kopfhörer anschließen kann.
Neben den Standardteilen, brauche ich für diese Modifikation also auch noch zwei Klinkenbuchsen mit 3D-gedruckten Adaptern, ein kleines Kabel um die beiden Ohrmuscheln zu verbinden und einen Bohrer um ein kleines Loch in die Ohrmuscheln zu bohren. Als Kabel eignet sich einfach ein günstiges Kopfhörer-Kabel aus z.B. Action oder so.
Zusammenbau
Der Zusammenbau ist eigentlich recht schnell erledigt. Ich fand es wichtig zuerst alle Teile beisammen zu haben, bevor man beginnt kleinere Baugruppen anzufertigen. Der gesamte Zusammenbau hat bei mir ca. 90 Minuten gedauert.
Zuerst habe ich Klinkenbuchsen und Treiber vorbereitet. Dazu habe ich, wie in den Bildern gezeigt, die Kabel an die Buchsen angelötet, in die Adapter gesteckt und mit Sekundenkleber verklebt. Der Kleber ist dazu da, dass der Adapter nicht im Kopfhörer stecken bleibt und ich nur die Buchse in der Hand habe, sollte ich die Kopfhörer wieder auseinanderbauen.
Die Treiber habe ich mit Litzen verbunden um das Löten im eingebauten Zustand deutlich zu vereinfachen.
Der Entwickler hat ein Youtube-Video aufgenommen, in dem der komplette Aufbau gezeigt wird. Das kann ich nur sehr empfehlen und wirkt sehr hochwertig produziert. Lediglich bei der Verkabelung müssen wir für die Variante mit den Klinkenbuchsen weghören.
Das Loch für das Kabel zwischen den beiden Ohrmuscheln ist bei mir in der hinteren oberen Hälfte der Mittelteile.
Die Kopfhörer werden mit den Klinkenbuchsen wie folgt verkabelt:
Ist dieser Schritt geschafft, können die Kopfhörer nach Anleitung zugeschraubt und die Ohrpolster montiert werden.
Ist der Zusammenbau abgeschlossen, lohnt sich ein Test der Kopfhörer: Stimmen Links und Rechts? Sind die Treiber in Phase?
Dazu eignet sich dieses Youtube-Video. Sollte ein Problem festgestellt werden, ist es besser, sich das Video noch auf einem zweiten Gerät anzuschauen um das Abspielgerät als Fehlerquelle auszuschließen.
Sind Links und Rechts vertauscht, so muss, Überraschung, L und R getauscht werden. Wenn die Kopfhörer nicht in Phase sind, so muss an einem Treiber die Polarität gedreht werden.
Klang und Fazit
Die head(amame) sind ein tolles Projekt zum Basteln. Wenn sich die Teile selbst zusammengesucht werden hat man ein tolles Paar erschwingliche Kopfhörer zum Musik hören, Videospiele spielen und so weiter. Durch die niedrige Impedanz der Treiber können sie auch effektiv am Smartphone verwendet werden. Kauft man allerdings das fertige Kit beim Entwickler, so sind die Kopfhörer bezüglich Preis/Leistung nicht mehr wirklich legitimierbar und ich würde eher zu einem Paar günstiger Studiokopfhörer greifen. Das ist aber nur meine Meinung.
Von mir bekommen die head(amame) eine ganz klare Bauempfehlung. Es ist super, sich die Farben nach Wunsch aussuchen zu können und die Treiber auf seinen eigenen Hörgeschmack anzupassen. Hier stelle ich mir eine entspannte Runde mit Freunden vor, in welcher eine Sammelbestellung organisiert wird und später gemeinschaftlich die Kopfhörer gebaut werden. Oder, in Begleitung mit einem erfahrenen Maker, auch ein tolles Bastelprojekt für Kinder. Es gibt auch eine Variante mit Mikrofon, damit die head(amame) zu einem Headset umgebaut werden können. Das aber nur am Rande.
Ich würde die head(amame) jederzeit wieder bauen. Allerdings stapeln sich bei mir schon die Kopfhörer.
Hier noch die Teileliste zum Nachbau. Wenn dir mein Beitrag gefallen hat kannst du gerne die ein oder anderen Artikel mit meinem Affiliate-Link kaufen und den Blog so ohne Mehrkosten unterstützen.
Bis bald! ~Noah
Was? | Wo? |
---|---|
Dateien 3D-Druck | https://www.printables.com/de/model/534566-headamame-v2 |
Adapter Klinkenbuchse | https://www.printables.com/de/model/555791-headamame-35mm-jack-adapter |
Clips Kopfband | https://www.printables.com/de/model/235168-headamame-extras/ |
Leder für das Kopfband | https://amzn.to/4e9ML9l * |
Klinkenbuchsen | https://amzn.to/3XeMGKD * |
Treiber | Experience: HPD-50N25PR00-32 Precision: BDNC BFC-D45-7-32-012 Classic: HPD-40N16PET00-32 |
Kabel für Verdrahtung | https://amzn.to/47i52PB * |
Schrauben (Kopfband) | https://amzn.to/4e7v4HC * |
Schrauben (Treiber) | https://amzn.to/3XeiZtb * |
Kabel Kopfband/Anschlusskabel | https://amzn.to/3X72qPY * |
Ohrpolster | https://amzn.to/3TfbnFM * |
Sekundenkleber | https://amzn.to/3X5e65C * |
Mit * gekennzeichnete Links sind Affiliate-Links. Solltest du ein Produkt kaufen, erhalte ich eine Provision; der Verkaufspreis bleibt für dich gleich. Mehr dazu findest du beim Datenschutz.